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Auszug aus meinem Heilungsroman „Lucy fällt“

20. Etage – Alles auf Anfang

„Stell dir einmal vor, du hast einen schönen leckeren Teig, so wie den in deinen Händen, der eigentlich einen ganzen Kuchen ergeben soll. Einen einzigen und vollständigen Kuchen. Plötzlich hast du aber die Idee, lieber viele kleine Kuchen backen zu wollen. Du füllst den Teig, der ja ein Ganzes ist, separat in Muffinförmchen und backst ihn. Wenn du die Küchlein aus dem Ofen holst und betrachtest, sehen sie alle noch ziemlich gleich aus, und dennoch hast du sie durch den Backvorgang schon separiert. Das genügt dir aber noch nicht – nein. Also beginnst du, alles schön zu verzieren. Du benutzt ganz unterschiedliches Dekor. Ein paar deiner Muffins bekommen eine nette Sahnehaube, ein paar andere eine Zitronen- oder Schokoglasur, die nächsten einen Überzug aus Buttercreme. Zusätzlich verwendest du noch Lebensmittelfarbe in allen Tönen, Zuckerstreusel, Liebesperlen, Fondantblümchen und vieles mehr. Du setzt deiner Fantasie keine Grenzen. Zum Schluss betrachtest du dein Werk und stellst fest, dass jedes Teilchen anders aussieht. Die Täuschung der Individualität ist perfekt. Und obwohl sich jedes vom anderen unterscheidet, ist dir klar, dass der Kuchenteig unter all der Verzierung ein und derselbe ist. Du weißt das, aber du denkst nicht mehr daran. Wieso solltest du auch? Viel zu schön und auffällig ist der Überbau darüber. Klar, der eine Muffin ist dir scheinbar besser gelungen als ein anderer. Vielleicht ist sogar einer dabei, dessen Häubchen zerdrückt ist, die Zuckerperlen verrutscht und die Farbzusammenstellung gar nicht appetitlich ausschaut. Aber nach entfernen des Gusses stellst du fest, der Geschmack ist identisch mit allen anderen Törtchen. Sicherlich ist dir sonnenklar worauf ich hinaus möchte. Es ist jetzt auch an der Zeit, dieses Kuchengleichnis zu verlassen. Schauen wir uns lieber unseren vollständigen und heiligen Geist an: Dieser eine Geist, eine liebevolle Ausdehnung unseres Schöpfers, ihm total gleich, kam auf die wahnsinnige Idee, aus dem kompletten Ganzen, viele kleine Teile zu separieren. Frage nicht warum. Warum-Fragen bringen uns hier nicht weiter. Das Gegenteil ist der Fall – sie führen dich tiefer in den Traum von Trennung. Akzeptiere einfach, dass du einen idiotischen Wunsch nach Einzigartigkeit gehegt hast. Eine Einzigartigkeit, die dich nicht nur besonders machen sollte, sondern als Konsequenz auch die totale Trennung von Gott und ein Aufsplittern deines Selbst in unzählige Teile nach sich zog. Aber – und jetzt kommt das Wichtigste, das es zu wissen gilt – da du bist wie dein Schöpfer, sein Ebenbild, konntest du dich nicht wirklich zerteilen und abgrenzen. Eine wahrhaftige Einheit bleibt eine wahrhaftige Einheit. Da gibt es nichts dran zu rütteln. All das ist nur in einer Wahnidee möglich. In einem Traum. Du allmächtiges Kind eines allmächtigen Vaters wolltest eine Trennungserfahrung und nichts und niemand konnte dich aufhalten. Wie gut, dass wir aus der Liebe kommen, die kein Gegenteil hat. Und so hat die Liebe unseres Lebens – das ist tatsächlich keine Wortspielerei, sondern wortwörtlich zu nehmen – uns eine grandiose Kommunikationsverbindung gegeben. Diese Kommunikationsverbindung ist der Heilige Geist, und er reicht in unseren Traum der Dualität und Trennung. Er ist sozusagen der Wecker Gottes. Denn ansonsten würden wir Runde um Runde einfach weiterpennen und träumen, dass wir reich sind und arm, verletzt wurden und alles verloren haben und plötzlich der Kaiser von China sind. So und so fortlaufend, ohne die Möglichkeit unseren verrückten Film zu stoppen. Doch wie schon gesagt, unser Schöpfer ist heil und ganz und einfach nur Liebe. Er kennt davon kein Gegenteil. So hat er das Heilmittel für unsere Fieberträume sogleich in unseren schlafenden Geist gelegt – das ist der Heilige Geist. Jeder einzelne kann ihn hören und hat ihn auch schon gehört, ohne das zu bemerken oder gar zu wissen. Diejenigen, denen das Traumspiel langsam dämmert, beginnen, ihn hören zu wollen.

Oder, um noch einmal auf unser Kuchengleichnis zurückzukommen, sie beginnen unter ihre Glasur, die hier unser Ego darstellt, zu schauen. Noch können sie all das Zuckerzeug nicht komplett entfernen, aber sie betrachten es schon mal. Und nach und nach nehmen sie eine Perle nach der anderen herunter, ebenso die Blümchen und die Sahne. Das machen sie solange bis sie erkennen, dass sie genau dasselbe sind, wie das Törtchen neben sich. Dann können sie noch eine Zeitlang so nebeneinanderstehen, ganz bewusst, wer sie sind. Zwei, die eigentlich ein Ganzes sind…

Und das ist letztlich deine Aufgabe: entferne deinen Überbau. Vergib dir selbst, was du nicht bist!”

[…]

„Lucy fällt“ ist im Mai 2020 erschienen und ist (so wie alle meine Bücher) direkt bei tredition.com sowie auch überall im Buchhandel erhältlich

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