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Passage aus „Lucy fällt“

14. Etage – Von der Erbsünde und der Urwunde[…]

„Die Prämisse eurer weitergegebenen Geschichte über einen grausamen Gott, der euch zum Tode verurteilt und will, dass ihr leidet, ist die Urwunde. Deine Urwunde und die Urwunde eines jeden Menschen, der sich tatsächlich für fleischlich und sterblich hält. Die Trennung vom Schöpfer ist das eigentliche Drama. Diese Trennung ist der Dreh- und Angelpunkt. Der kleine feine Unterschied zwischen deiner Version der Trennung und der Wahrheit, lässt alle Dramen der ganzen Welt weiter und weiter geschehen. Ja, es ist wirklich so, dass aus einer irrsinnigen Geschichte, eine ganze Welt der Materie entstanden ist und durch ihre Aufrechterhaltung, diese Welt weiterhin bestehen bleibt. In einem Traum zwar lediglich. Aber in einem Traum, der sich für dich sehr wirklich anfühlt und dich leiden lässt. Eines steht fest: nämlich, dass du dich nicht in deinem ursprünglichen Zustand befindest. Es steht fest, dass du glaubst, getrennt von Gott zu sein und ein sterbliches leidendes Wesen. Ja, das scheint so zu sein und da gibt es nichts dran zu rütteln, wenn wir ganz ehrlich sein wollen. Es sind Nuancen in der Wortwahl. Doch genau die sind elementar, und es ist absolut erforderlich eine Berichtigung bis ins kleinste Detail vorzunehmen. Noch einmal zur Prämisse: Du befindest dich nicht in deinem ursprünglichen Zustand. Der wäre absolute ausdehnende und gegenteillose Liebe, rein abstrakt, nichtwahrnehmend sondern erkennend. Du bist ursprünglich ein Ganzes mit dem Schöpfer und der Schöpfung. Während du dich ausdehnst, bleibt dennoch alles was ist bei dir, weil du alles bist. Wie konnte es dazu kommen, dass du all das nicht mehr zu sein scheinst? Nun, Schuld ist wohl der Antrieb der materiellen Welt und somit deren Mittelpunkt. Lass uns mit kindlichen Augen auf die Version der Bibel schauen. Denn die hält letzten Endes den Motor von Krankheit, Leid und Tod in Gang. Selbst wenn du atheistisch bist und die Paradiesgeschichte für eine Metapher hältst, so ist die Trennung trotzdem in deinem allmächtigen Geist. Die Paradiesgeschichte erklärt dir, dass Gott dir alles gab. Allerdings stellte er eine Regel auf. Du durftest nicht vom Baum der Erkenntnis essen. Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Schon diese Voraussetzung könnte dir zeigen, dass nichts davon wahr sein kann. Du siehst, dass du bereits die Schuld im Ursprung aufgestellt hast, ohne dass Adam und Eva etwas Unrechtes getan haben. Der Schöpfer, reiner liebender Geist, der selbst kein Gegenteil hat, wollte dich in Versuchung führen? Um dich zu prüfen? Ob er so eine Autorität ist? Und Macht über dich ausüben kann? Klar, die freie Entscheidung vom Baum zu essen oder nicht, lag ganz bei dir. Doch lag sie da wirklich, wenn die Todesstrafe auf Übertretung des Gesetzes vollzogen wurde? Du siehst die Angst, die das erzeugt. Und auch den Unterschied zwischen Schöpfer und Schöpfung. Der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse sagt ebenfalls alles aus. Gut und Böse sind Gegenteile in der materiellen Welt. Niemals unterscheidet die Liebe in Gut und Böse. Das ist so, weil wahre Liebe weder das eine noch das andere ist. Liebe hat kein Gegenteil. Liebe ist jenseits von allen Überzeugungen und menschlichen Gesetzen. Liebe ist ganz, weil alles in ihr ist. Liebe ist heilig. Du stellst dir den Anfang vom Ende in deinem eigenen dualistischen Denkkreislauf vor. In deinem System gibt es Gegensätze und es gibt den Tod. In deiner Welt existiert die Angst. Sie wabert in jeder Situation. Selbst wenn du fröhlich bist und gesund und du etwas Schönes erlebst, bist du niemals frei von Angst. Auch wenn das den meisten gar nicht bewusst ist. Doch wenn du ehrlich bist, kann dein Glück jeder Zeit in sein Gegenteil kippen. Du kannst in jedem Augenblick dein menschliches Leben verlieren. Du kannst jeden Moment eine Schreckensnachricht erhalten oder von jetzt auf gleich Zahnschmerzen bekommen. Alles Schreckliche ist auf deiner Ebene möglich, und du verdrängst am liebsten, dass du ohne Kontrolle bist. Und was hast du vergessen? Du hast vergessen, dass die Voraussetzung für all das, was du dein Leben nennst, die Trennung von der Liebe war. Und jetzt, Lucy, pass wirklich gut auf…“, Josua sagt den letzten Satz gedehnt und ein wenig lauter. Dann macht er eine Pause und schaut ihr forschend in die Augen. Lucy fühlt ihr Herz schneller schlagen. Es klopft bis in ihre Ohren hinein. Sekundenlang ist es völlig still. Dann redet er ernst weiter: „Es ist egal, ob du eine Atheistin bist und nur an den Urknall glaubst oder ob du tatsächlich denkst, ein rasend zürnender Gott, der ein anderer ist als du, hätte dich zu Leid und Tod und Hölle verdammt und hätte tatsächlich irgendwann ein Menschenopfer – nämlich mich – gefordert, damit seine Rache gestillt wird. Ganz egal, was du da denkst, es ist eine Fieberphantasie, und diese hat deinen kranken Geist nicht verlassen. All die Gedanken befinden sich noch auf deinem Egochip. Erinnere dich an das Kontrollzentrum, das wir besucht haben. Du glaubst an die Erbsünde und an deine Schuld. Du glaubst, du hättest Gott verlassen, ihn womöglich getötet. Denn du denkst, dass du dein eigener Autor bist. Ganz unabhängig von ihm. Es ist diese Schuld, die dich zur armseligen Kreatur Mensch macht. Du fühlst dich unendlich schuldig und willst das nicht wahrhaben. So projizierst du deine Fehler auf die anderen. Es ist für dich unerträglich, die Grausamkeiten in dir selbst zu sehen, und so sind es stets die anderen. Du schaffst dir Feindbilder, um der Strafe Gottes zu entkommen. Du glaubst an seine Rache, weil du die Trennung wahrgemacht hast. Unmöglich kannst du dir das in deinem eigenen Geist anschauen. Das wäre nicht auszuhalten. Dabei vergisst du, dass die anderen auch du sind. Es ist immer nur du. Ja, du befindest dich nicht in deinem ursprünglichen Zustand. Dieser Zustand ist rein geistig, nondual und einheitlich. Der Unterschied zwischen deiner Erklärung für die Ursache und der wahrhaftigen Ursache ist allerdings immens. und sehr entscheidend für deine Heimkehr. Du glaubst, du hättest dich tatsächlich von Gott verabschiedet und dein eigenes Ding gemacht. Das macht es in deinem Egodenksystem nur logisch, dass da Rache von ihm ausgeht. Ebenfalls logisch, dass du jetzt schreckliche Angst vor ihm hast und einen anderen Schuldigen suchen musst. So entsteht Projektion. Die wahrhaftige Ursache ist, dass du eine winzige wahnhafte Idee der Trennung hattest und diese erleben wolltest. Da du eine mächtige Ausdehnung deines Schöpfers bist, muss das nach deinem Willen auch geschehen. Allerdings geht das nur in einem Traum. Denn was eins ist und ewig und ohne räumliche und zeitliche Trennung, kann nicht begrenzt werden. Du kannst nicht sterben und dich auch nicht aufteilen. Das kann Gott auch nicht. In Gott ist nur gegenteillose Liebe und Einheit. Du bist wie er – mehr noch – du bist seine Ausdehnung, also bist du er. Du hast es also geschafft, in einen tiefen irren Traum zu fallen. Du träumst von einer Welt der Materie und von einem grausamen Gott, der außerhalb von dir schaltet und waltet und der dich verfolgt, weil du so böse warst. Nichts davon ist wahr. Gott weiß nicht einmal etwas von deiner irren Welt. Gott nimmt nicht wahr. Ihm ist klar, dass du nicht du selbst bist, weil du einen Angsttraum träumst. Solange du das nicht alles freiwillig und in Liebe aufgibst, wirst du voller Angst von einer Traumsequenz in die nächste rutschen. Du kannst dich nicht daran erinnern, aber versteh, dass du selbst dich getrennt hast, scheinbar nur, aber fühlbar und sehr schmerzhaft. Das ist die Urwunde. Die scheinbare Trennung. Die durchlebst du in zahllosen Situationen immer wieder. Du verlierst geliebte Menschen, wirst krank, stirbst, hast Schicksalsschläge. Manchmal denkst du, du seist angekommen, weil du mit jemandem bist, der dir eine gewisse Erinnerung an die Einheit widerspiegelt. Doch auch das wird dir schließlich wieder genommen. Du erzählst weiterhin die Geschichte der Erbsünde und dass Gott dich rausgeschmissen hat und auf Rache sinnt. Da ist keine Erbsünde. Du hast einen Fehler gemacht. Nicht mehr und nicht weniger. Du mächtiges Geschöpf träumst jetzt von Krankheit, Leid und Tod. Die Schuld ist das Zentrum deines verrückten Traumes. Vergiss das jetzt alles und leite deinen Erwachensprozess ein. Komm heim in die Arme der Liebe, Lucy.“ […]
Lucy fällt – erschienen im Mai 2020

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